Lafontaine

Lafontaine
Lafontaine
 
[lafɔ̃'tɛn],
 
 1) August Heinrich Julius, Pseudonyme Gustav Freier, Mịltenberg, Sẹlchow, Schriftsteller, * Braunschweig 5. 10. 1758, ✝ Halle (Saale) 20. 4. 1831; aus französischer Emigrantenfamilie; studierte 1777-80 in Helmstedt Theologie, war Hauslehrer u. a. in Halle (Saale), 1790-1800 Feldprediger; zog sich dann auf ein Landgut zurück und wurde durch die Gunst Friedrich Wilhelms III. Kanonikus am Magdeburger Domstift. Wie A. Kotzebue im Bereich des Dramas, so wirkte Lafontaine als viel gelesener Verfasser trivial-sentimentaler Familienromane (etwa 160 Bände) auf das deutsche Publikum der Goethezeit sowie durch zahlreiche Übersetzungen auch in Frankreich.
 
Ausgaben: Familiengeschichten, 12 Bände (1801-04); Kleine Romane und moralische Erzählungen, 12 Bände (1801-10); Dramatische Werke (1806).
 
 2) Marie-Jo, belgische Medienkünstlerin, * Antwerpen 17. 11. 1950; seit 1991 Professor am Zentrum für Kunst- und Medientechnologie in Karlsruhe. Ihre Themen behandeln Liebe, Gewalt und Tod. In den perfekten und kühlen Bild-Objekt-Inszenierungen analysiert sie mithilfe der Videokamera Bewegungsabläufe von Mensch und Tier sowie Gesten und Gesichtsausdrücke. Durch die Auswahl geeigneter Wiederholungen, Zeitlupen, Nahaufnahmen und durch eine kalkulierte Platzierung der Monitore isoliert sie körperliche Ausdrucksfragmente und kann sie so als Äquivalente von technischen Abläufen bei Maschinen und Robotern behandeln. Sie kombiniert auch Malerei und Fotografie.
 
 
M.-Jo L., hg. v. F. McLeod, Ausst.-Kat. The Fruitmarket Gallery Edinburgh, u. a. (Edinburgh 1989);
 
M.-Jo L., bearb. v. Werner Meyer, Ausst.-Kat. Städt. Galerie Göppingen (1990);
 
M.-Jo L. Immaculata, Ausst.-Kat. Ric Urmel Gallery, Gent (Stuttgart 1992).
 
 3) [lafɔn'tɛn], Oskar, Politiker, * Saarbrücken 16. 9. 1943; Dipl.-Physiker, seit 1966 Mitglied der SPD; Mitglied des Landtags im Saarland (1970-75, seit 1985), 1976-85 Oberbürgermeister von Saarbrücken, 1977-96 Landesvorsitzender der SPD im Saarland, wurde dort 1985 nach dem Wahlsieg seiner Partei Ministerpräsident (1990 und 1994 bestätigt; im Amt bis zum Wechsel in die Bundespolitik 1998). An der Seite der Friedensbewegung wandte sich Lafontaine Anfang der 1980er-Jahre gegen die Durchführung des NATO-Doppelbeschlusses von 1979. Immer wieder löste er mit verschiedenen Vorschlägen zur Lösung von brisanten wirtschaftlichen und sozialen Problemen innenpolitische Diskussionen aus und entwickelte in den 1980er-Jahren das Konzept eines ökologischen Umbaus der Industriegesellschaft. 1987-95 stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD, betonte Lafontaine als Kanzlerkandidat der SPD bei den ersten gesamtdeutschen Bundestagswahlen vom 2. 12. 1990 die finanziellen Belastungen und die damit verbundenen sozialen Risiken beim deutschen Einigungsprozess; er unterlag H. Kohl. - Im Wahlkampf war Lafontaine bei einem Attentat (25. 4. 1990) schwer verletzt worden. - Bei den Bundestagswahlen vom 16. 10. 1994 gehörte Lafontaine im Wahlkampf mit G. Schröder der SPD-Führungsgruppe um R. Scharping an. Am 16. 11. 1995 wählte ihn der SPD-Parteitag in Mannheim zum Bundesvorsitzenden. Am 27. 10. 1998 wurde Lafontaine Bundesminister der Finanzen unter G. Schröder, trat aber wegen Nichtübereinstimmung mit dessen Kurs überraschend schon am 11. 3. 1999 von allen politischen Ämtern zurück (Abrechnung in dem Buch »Das Herz schlägt links«, 1999).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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